Nachdem ich euch in Seifensieden - Teil 1 schonmal die ganze trockene Theorie nähergebracht habe, kommen wir jetzt zur Action: Dem Herstellungsprozess! Wie ihr auf den Fotos sehen werdet, haben wir unsere Küche komplett mit Zeitung ausgelegt, damit kein NaOH-Körnchen oder Seifenleim-Klecks auf die Arbeitsfläche kommt, auf der wir später wieder Lebensmittel zubereiten wollen. Umsichtiges und vorsichtiges Arbeiten sind enorm wichtig!
Ausgangspunkt: Unser Rezept (siehe Teil 1). Jetzt packen wir also die abgewogenen festen Fette in unserem Topf und schmelzen sie auf niedriger Temperatur. Das sieht dann so aus:
Nachdem die Fette geschmolzen sind, hat man eine klare Ölmischung, in die man dann die flüssigen Öle zugibt (die muss man ja nicht schmelzen). Jetzt sind alle Öle und Fette im Topf. Der nächste Schritt ist dann: Das Anrühren der Lauge.
Dazu nimmt man das hitzebeständige Gefäß (Glaskanne), das grammgenau!! abgewogene NaOH und das destillierte Wasser (Schutzbrille nicht vergessen!) und geht am besten auf den Balkon oder so. Damit die Dämpfe abziehen können. Das destillierte Wasser sollte möglichst kalt sein, also aus dem Kühlschrank.
Das Wasser gibt man in die Kanne, das NaOH in ein altes Glas (wir nehmen dafür Konservengläser oder so) und dann schüttet man das Pulver vorsichtig und langsam (!!) unter ständigem Rühren ins Wasser. Dabei entwickelt sich Hitze (daher hitzebeständiges Gefäß und möglichst kaltes Wasser) und besagte Dämpfe, die man besser nicht einatmet. Sollte die Lauge zu heiß werden, kurz aufhören mit Schütten und abkühlen lassen. Dann heißt es so lange rühren, bis alle Körnchen aufgelöst sind.
Ist die Lauge schließlich fertig, kommt das Vermischen der beiden Flüssigkeiten. Man braucht hierzu das kleine Plastiksieb und den Stabmixer. Jetzt schütten wir die Lauge in den Topf zu den Ölen, und zwar am besten durch das Teesieb. Das ist deshalb wichtig, weil dann eventuell nicht aufgelöste Körnchen des NaOHs darin abgefangen werden und nicht in die fertige Seife gelangen.
Während des Schüttens sollte man schon leicht mit dem Kochlöffel rühren, seht ihr oben im Bild. Danach kommt dann der Stabmixer ins Spiel: Vorher sollte man aber alles, was mit Lauge in Berührung war, ins Waschbecken abstellen und mit klarem Wasser füllen. Das mindert die Gefahr von Verätzungen durch blöde Unfälle. Die Fett-Laugen-Mischung wird jetzt mit dem Stabmixer "püriert" – dadurch vermischen und verbinden sich die beiden Substanzen und der Verseifungsprozess kann beginnen. Man rührt ca. eine Minute mit dem Stabmixer, danach sollte die Mischung puddingartige Konsistenz haben und "zeichnen":
Dazu habe ich euch ein kleines Video gedreht und hoffe, dass ich es jetzt auch eingebunden bekomme:
Man kann hier sehr schön sehen, wie sich die Mischung verändert. Erst ist sie klar und sehr flüssig, später gelblich und ziemlich angedickt. So sollte Seifenleim aussehen. Achtung: Auch Seifenleim ist noch ätzend (nur nicht mehr ganz so krass wie reine Lauge)!!
So, das Schlimmste ist geschafft, jetzt heißt es kreativ werden: Die Seife braucht Farben, Duft und eine Form! In diesem Fall haben wir uns für eine Regenbogen-Seife entschieden, die nach Frucht riechen sollte. Das Duftöl kommt erst später ins Spiel, zunächst brauchen wir die verschiedenen Farben.
Wir benutzen Kosmetikpigmente (siehe: Seifenshops). Das sind feine Pulverfarben, die man in der Menge einer Messerspitze mit destilliertem Wasser oder Öl anmischt (je nachdem, worin sie löslich sind, das steht dabei) und dann zu dem abgefüllten Seifenleim gibt. Man kann auch mit anderen Methoden färben, zum Beispiel mit Tonerde, Kohle oder so, auch Titandioxid kann man in Wasser anrühren und die Seifen damit aufhellen. Da ist vieles möglich, das muss jeder für sich rausfinden.
So, wir haben hier jetzt jedenfalls die Pigmente in Wasser bzw. Öl angemischt (in ganz normalen Glasschälchen, die kommen nicht mit dem Seifenleim in Berührung, sondern einfach in die Spülmaschine danach) und dann den Seifenleim gleichmäßig in leere Eisschalen abgeteilt, damit wir gleich große Mengen jeder Farbe kriegen. Dann kippt man nur noch die Farben in die einzelnen Eisschälchen und verrührt das Ganze (das schwarze da unten ist die lila Farbe – später wird die auch wieder lila, aber wir erschrecken jedes mal vor der schwarzgrauen Mischung ;-)):
So, wir sind fast am Ziel! Jetzt gibt man noch das Duftöl in die Schalen (wir haben in jede Schale einen Schuss gegeben, die Menge kann ich gar nicht genau sagen, ich schätze, insgesamt so ca. 20 ml). Nachdem man alles gleichmäßig verrührt hat, geht es ans Einfüllen.
Wir haben eine Silikon-Herz-Muffinform genommen und eine Eisschale. Zuerst haben wir den gelben Seifenleim eingefüllt, dann den orangefarbenen, dann Pink, Lila, Blau und am Ende Grün. Hier seht ihr Zwischenschritte:
Den Seifenleim haben wir immer wieder mit Plastiklöffeln geradegestrichen, damit die Schichten einigermaßen gleichmäßig werden. Am Ende packt man die fertig eingefüllten Behälter in ein Handtuch ein und stellt sie an einen einigermaßen warmen Ort, damit die Seife in die sogenannte Gelphase kommt. Die Gelphase ist optional, aber wir machen unsere Seifen immer mit.
In der Gelphase entwickelt sich eine große Hitze (und warm einpacken beschleunigt bzw. begünstigt den Prozess). Diese Hitze zeigt an, dass der Verseifungsprozess so richtig in Gang kommt und dabei verändert sich auch die Farbe meistens nochmal. Seifen, die in der Gelphase waren, sind hinterher schneller fertig verseift und man kann sie früher benutzen. Außerdem ist es richtig kacke, wenn eine Seife halb in der Gelphase war und nur innen vergelt ist und außen nicht – darum versuchen wir immer, Seifen zum Gelen zu bekommen. Hier ein vorher-nachher Bild:
Oben vor der Gelphase, unten währenddessen. Man sieht das tiefdunkle Grün, daran erkennt man, dass die Seife grade gelt. Packt man jetzt oben auf die Frischhaltefolie, ist die Masse total weich und warm.
So, und auf diesem Bild seht ihr die Seife nach 24 Stunden, kurz bevor wir sie aus den Formen nehmen. Jetzt ist der Verseifungsprozess erstmal prinzipiell abgeschlossen, und die Seife ist auch nicht mehr ätzend. Trotzdem ist sie noch scharf, und kann noch lange nicht benutzt werden. Aber gefährlich ist jetzt nichts mehr.
Wie die fertige Seife aussieht, zeige ich euch im nächsten Teil – ich hoffe, ihr seid gespannt! Soviel kann ich euch verraten: Sie ist toll geworden!
3 Kommentare:
Klingt spannend, ich bin neugierig auf Teil 3!
Ich habe dich übrigens in meine Blogroll aufgenommen. Ich hoffe das ist dir recht?
Ich würde mich freuen falls ich auch einen kleinen Platz auf deinem Blog finden könnte :)
Viele liebe Grüße,
Behyflora
spannend wie ein krimi - und mein respekt wächst mit!
Danke ihr zwei!!
Heute hab ichs leider nicht mehr geschafft, aber morgen gibts endlich den letzten Teil mit der fertigen Seife :-)
LG
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